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Wirtschaftliche Entwicklung in der Sozialwirtschaft

Kostensteigerungen und Personalmangel allgegenwärtig

Die Auswertungen der Jahresabschlüsse der aktuellen Prüfungssaison für das Geschäftsjahr 2023 durch die Curacon-Datenbank zeigen abweichende Umsatzentwicklungen in der Altenhilfe und der Eingliederungshilfe: Wo der Pflegemarkt in der Altenhilfe mit zunehmenden Leistungseinschränkungen und wachsenden Kostenbelastungen konfrontiert ist, kämpft zwar auch die Eingliederungshilfe mit den allgemeinen Kostensteigerungen, kann aber 2023 eine Umsatzsteigerung von nahezu 10 % erzielen.

Der Pflegemarkt steht besonders durch die demographische Entwicklung, der Notwendigkeit zur Digitalisierung sowie den Investitionsbedarf zur energetischen Sanierung vor großen Herausforderungen. Hierbei steht einer wachsenden Zahl der Pflegebedürftigen auf der einen Seite ein sich verschärfender Personalmangel aufgrund des Ausscheidens der Babyboomer aus dem Erwerbsleben auf der anderen Seite gegenüber. Durch eine unzureichende Refinanzierung von Kostensteigerungen geraten immer mehr Pflegeeinrichtungen in wirtschaftliche Schieflage. Das zu versorgende Klientel ist zunehmend mit Leistungseinschränkungen und wachsenden Kostenbelastungen konfrontiert. Des Weiteren ist die Frage der nachhaltigen Finanzierung der Pflegeversicherung sowie Schutz der Pflegebedürftigen vor ausufernden Kostensteigerungen bisher unbeantwortet geblieben. Bundesgesundheitsminister Lauterbach reagiert auf die wirtschaftlich schwierige Lage der Pflegeversicherungen mit der Ankündigung eines Finanzkonzepts, um die Pflegeversicherungen zu stabilisieren. 

Quelle: Curacon Datenpool – Stand 02.10.2024

Die Hälfte aller Altenhilfe-Einrichtungen kämpft mit massiven wirtschaftlichen Problemen

Zunehmender Personalmangel zwingt zur Abwägung zwischen Leistungseinschränkungen und hieraus folgend sinkenden Belegungsquoten (Einnahmen) oder Inanspruchnahme von teurem Fremdpersonal. Nach einer Kurzbefragung ist der Anteil der defizitären Einrichtungen seit 2022 stationär auf 46 % (2022: 23 %, 2023: 35 %) sowie ambulant sogar auf 51 % (2022: 35 %, 2023: 47 %) angestiegen. Der Curacon-Datenpool zeigt: Die Umsatzrendite der ambulanten Altenhilfe sinkt um ein Prozent (2022: 2,1 %; 2023: 1,1 %). Die stationäre Altenhilfe zeigt eine Umsatzrendite nahe Null für das Geschäftsjahr 2023 (2022: 1,2 %; 2023: 0,1%). 

Die Eingliederungshilfe mit einem differenzierten Bild

Das wirtschaftliche Bild für die Eingliederungshilfe und den Werkstätten für behinderte Menschen (WfbM) stellt sich dagegen differenzierter da. Die Eingliederungshilfe zeigt 2023 in der Benchmarking-Gruppe eine deutliche Umsatzsteigerung mit einem Zuwachs von nahezu 10 % (2022: + 4 %). Und dennoch: Die Kosten für Personal- und Betriebsausgaben steigen wie auch bei den Einrichtungen der Altenhilfe stärker als die Umsätze. Nach einem Renditerückgang 2022 stabilisiert sich die Umsatzrendite 2023 bei ca. 2 %. Die Nachfrage nach Eingliederungshilfe nimmt zu, die Umsetzung des Bundesteilhabegesetztes (BTHG) erfordert weitere Investitionen, die Finanzierungsbasis der Kommunen bleibt unzureichend. 

Die wirtschaftliche Lage der Werkstätten für behinderte Menschen (WfbM) hat sich verschlechtert. Laut Curacon-Datenpool erzielten im Jahr 2023 nur 58 % der Unternehmen positive Ergebnisse, während der Anteil mit negativen Ergebnissen auf 27 % im Jahr 2023 stieg. Die Personalaufwandsquote erreichte im Jahr 2023 mit 68,8 % einen Höchststand, was den Fachkräftemangel und steigende Löhne widerspiegelt. Trotz eines Umsatzanstiegs von über 6 % verharrt die Umsetzrentabilität mit ca. 1,5 % seit vier Jahren auf einem sehr niedrigen Niveau. 

Im Markt sind zunehmend wirtschaftliche Schieflagen zu beobachten, die teilweise bereits zu erheblichen Krisen und (drohenden) Insolvenzen geführt haben. Diese Entwicklungen verdeutlichen die dringenden strukturellen und finanziellen Herausforderungen, denen viele Einrichtungen gegenüberstehen.

Kinder- und Jugendhilfe leicht stabilisiert

Auch die Kinder- und Jugendhilfe bleibt von den deutlichen Steigerungen der Personal- und Sachkosten sowie den eingeschränkten Refinanzierungsmöglichkeiten der Träger nicht verschont. Während die Kostensteigerungen flächendeckend zu verzeichnen sind, ist die Frage der Refinanzierung differenziert zu betrachten: Im Bereich von durch Regelwerke vorgegebenen Entgeltveränderungen reichen die sich daraus ergebenden Entgelterhöhungen vielfach nicht aus. So haben die Einrichtungen im Bereich des KiBiz-NRW im KiTa-Jahr 2023/24 erhebliche und z. T. existenzbedrohende Verluste hinnehmen müssen. Andere Einrichtungen, die z. B. Leistungen in der ambulanten oder stationären Jugendhilfe erbringen, konnten mit den Kommunen auskömmliche Entgelterhöhungen vereinbaren. Der Curacon-Datenpool zeigt für das Geschäftsjahr 2023 bei einer mit 82,2 % leicht rückläufigen Personal-/Materialaufwandsquote einen Anstieg der betrieblichen Erträge je Vollkraft um fast 10˾% gegenüber dem Vorjahr. Folglich ist auch die Umsatzrendite von 0,76 % (2022) auf 1,53 % (2023) angestiegen.

Benchmarking bietet Entscheider:innen in den Einrichtungen der Gesundheits- und Sozialwirtschaft das notwendige Instrument, um den Status quo oder die Entwicklung des Unternehmens im Vergleich mit dem Markt einschätzen zu können.

Gerne unterstützen wir sie da dabei mit unserer Erfahrung und den passenden Vergleichsdaten. Mehr erfahren!